Startseite • Politik • Der Photovoltaikmarkt ist nicht am Ende – er befindet sich in einem Veränderungsprozess Der Photovoltaikmarkt ist nicht am Ende – er befindet sich in einem Veränderungsprozess Der deutsche Photovoltaikmarkt steht nicht vor dem Ende, sondern mitten in einem tiefgreifenden Wandel. Die Zeit der garantierten Einspeisevergütungen, die über viele Jahre hinweg die Grundlage für Investitionsentscheidungen war, läuft Peter Knuth 29 Aug. 2025 ・5 Min Lesezeit Teilen InhaltsverzeichnisVom Vergütungsmodell zum VersorgungsmodellWie lässt sich der Eigenverbrauch steigern?Neue Modelle für Mehrfamilienhäuser und QuartiereNetzdienliche Nutzung als GamechangerWas die Politik tun mussZukunft der Solarbranche: Vom Modul zum SystemanbieterFazit Der deutsche Photovoltaikmarkt steht nicht vor dem Ende, sondern mitten in einem tiefgreifenden Wandel. Die Zeit der garantierten Einspeisevergütungen, die über viele Jahre hinweg die Grundlage für Investitionsentscheidungen war, läuft aus. Das bedeutet jedoch keineswegs einen Rückschritt – im Gegenteil: Es eröffnen sich neue, nachhaltige Geschäftsfelder und Chancen. Zusammenfassung Mit dem Ende der Einspeisevergütung rückt der Eigenverbrauch in den Mittelpunkt und bestimmt die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen. Batteriespeicher, Wärmepumpen, Elektroautos und intelligentes Energiemanagement erhöhen den Eigenverbrauch und steigern die Autarkie. Mieterstrommodelle und Energiegemeinschaften eröffnen neue Geschäftsmodelle für Mehrfamilienhäuser und Quartiere. Netzdienliche Nutzung von Speichern und Elektrofahrzeugen entlastet das Stromnetz und erfordert faire Vergütungsmodelle. Zukünftig dominieren Systemanbieter, die Photovoltaik mit Speicher, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen und Steuerung zu Komplettlösungen verbinden. Vom Vergütungsmodell zum Versorgungsmodell Mit der schrittweisen Abkehr von der klassischen Einspeisevergütung verliert das bisherige Geschäftsmodell – Stromkostenersparnis plus garantierte Vergütung – an Bedeutung. Zukünftig rückt der Eigenverbrauch in den Mittelpunkt. Die reine Stromeinspeisung war schon in den vergangenen Jahren weniger attraktiv: Für rund 8 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde erhielt man nur einen Bruchteil dessen, was man als Endverbraucher für Netzstrom (ca. 35 Cent/kWh) zahlen musste. Mit einer modernen Photovoltaikanlage lässt sich heute zwar bis zu 80 Prozent des eigenen Strombedarfs decken, aber überdimensionierte Anlagen speisen automatisch Überschüsse ins Netz ein – und das zu Zeiten, in denen auch viele andere Photovoltaikanlagen produzieren. Die Folge: Netzbetreiber geraten unter Druck, weil Erzeugung und Verbrauch oft nicht im Einklang stehen. Gleichzeitig wächst der Strombedarf durch Wärmepumpen und Elektromobilität – und dafür sind viele Hausanschlüsse und Ortsnetze schlicht nicht ausgelegt. Dezentrale Photovoltaikanlagen können in dieser Situation Teil der Lösung sein: Sie entlasten das Netz, wenn Strom lokal erzeugt und verbraucht wird. Wie lässt sich der Eigenverbrauch steigern? Der Schlüssel für die Zukunft liegt darin, den Eigenverbrauch möglichst hochzuschrauben und Stromüberschüsse intelligent zu nutzen. Dafür gibt es mehrere Hebel: 1. Größere Stromspeicher Dank sinkender Preise sind Batteriespeicher heute wirtschaftlich sinnvoll. Wer auf eine größere Kapazität setzt, kann tagsüber erzeugten Solarstrom auch am Abend oder in der Nacht nutzen – und so die Autarkiequote deutlich steigern. 2. Mit Solarstrom heizen Der Umstieg auf Wärmepumpen eröffnet die Möglichkeit, Solarstrom direkt für die Wärmeversorgung einzusetzen. Besonders in den Übergangsmonaten kann ein großer Anteil des Heizstroms aus der PV-Anlage stammen. 3. Mit Solarstrom fahren Das Elektroauto wird zum größten Verbraucher im Haushalt – und gleichzeitig zum potenziellen Speicher. Zwar steht das Fahrzeug nicht immer passend in der Garage, doch insbesondere am Wochenende oder mit Hilfe eines Hausspeichers kann ein hoher Anteil solar geladen werden. Perspektivisch wird das bidirektionale Laden eine Schlüsselrolle spielen: Autos geben gespeicherten Strom zurück ins Haus oder sogar ins Netz. 4. Intelligentes Energiemanagement Ein Smart Energy Home steuert automatisch, wann Speicher gefüllt, Geräte betrieben oder E-Autos geladen werden. Solche Systeme sind heute bereits verfügbar und machen die gesamte Energieversorgung effizienter. Neue Modelle für Mehrfamilienhäuser und Quartiere Nicht nur Eigenheimbesitzer profitieren: Auch in Mehrfamilienhäusern lassen sich attraktive Modelle umsetzen. Vermieter können Mieterstrom anbieten, Allgemeinstrom abdecken oder Ladepunkte mit Solarstrom versorgen. Die Bewohner erhalten so günstigeren Strom, und die Immobilie gewinnt an Attraktivität. Darüber hinaus entstehen auf Quartiersebene völlig neue Konzepte. In Österreich gibt es bereits Energiegemeinschaften, die lokal erzeugten Strom gemeinschaftlich nutzen. Sie bringen ökologische Vorteile, senken die Energiekosten und stärken die regionale Wertschöpfung. Deutschland hinkt hier noch hinterher – doch die Weichen sind gestellt. Netzdienliche Nutzung als Gamechanger Ein entscheidender Schritt in die Zukunft ist die netzdienliche Nutzung von Speichern und Elektrofahrzeugen. Anstatt lediglich Überschüsse zu speichern, können Speicher aktiv zur Netzstabilität beitragen – durch Lastverschiebung, Bereitstellung von Regelenergie oder Abfederung von Stromspitzen. Kombiniert mit bidirektionalem Laden entsteht ein enormes Potenzial: Millionen von E-Autos und Heimspeichern könnten als dezentrale Ressource das Stromnetz entlasten. Damit dies funktioniert, braucht es allerdings faire Vergütungsmodelle für Betreiber solcher Anlagen. Was die Politik tun muss Die Branche beweist, dass sie auch ohne klassische Einspeisevergütung attraktiv bleibt – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Entscheidend sind: Rechtssicherheit und Förderung für Energiegemeinschaften Flächendeckende Einführung von Smart Metern Förderung bidirektionaler Ladeinfrastruktur Vereinfachte Mieterstrommodelle Netzausbau auf Ortsnetz- und Hausanschlussebene Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist seit dem 1. April 2000 in Kraft. Die Politik und Netzbetreiber hatten also über 20 Jahre Zeit, die Strukturen weiterzuentwickeln. Jetzt ist es höchste Zeit, die Energiewende konsequent in Richtung Versorgungsmodell weiterzuführen – sonst droht ein Stau, der die Transformation ausbremst. Zukunft der Solarbranche: Vom Modul zum Systemanbieter Reine Solaranbieter, die lediglich Module installieren, werden auf Dauer kaum bestehen können. Gefragt sind Systemanbieter, die vollständige Energielösungen liefern: Photovoltaik, Speicher, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen und intelligente Steuerung. Wer es schafft, Eigenheimbesitzer, Mehrfamilienhäuser und Kleingewerbe gleichermaßen mit Full-Service-Lösungen zu bedienen, wird den Markt von morgen prägen. Fazit Der Photovoltaikmarkt ist nicht am Ende – er befindet sich in einem Veränderungsprozess. Mit dem Ende der Einspeisevergütung beginnt eine neue Phase: weg von Subventionen, hin zu Eigenverbrauch, Autarkie und Systemintegration. Die Zukunft gehört denen, die über den Tellerrand hinausblicken, ganzheitliche Lösungen anbieten und Kunden den Weg in ein intelligentes, dezentrales Energiesystem ebnen. Die gute Nachricht: Der Wandel ist keine Gefahr – er ist die größte Chance, die die Branche je hatte. Peter Knuth Peter Knuth ist Mitbegründer und Geschäftsführer von enerix, einem Unternehmen, das sich auf die Installation von Photovoltaikanlagen spezialisiert hat. Nach seiner handwerklichen Ausbildung und einem Maschinenbaustudium hat er 2002 seine... Erfahre mehr über mich Entdecke weitere spannende Beiträge Lokale Themen Photovoltaik Förderungen in Lappersdorf: Das steht Dir zu Die Energiewende ist ohne eine Wärmewende nicht machbar. Um den Anteil an Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zu erhöhen und deine eigenen Stromkosten zu senken, hat das Bundesland Bayern mit dem Jürgen Berg 01/07/2024・2 Min Lesezeit Solarstammtisch Solarstammtisch mit Aerocompact: Die Unterkonstruktion macht’s aus! Im Solarstammtisch geht es dieses Mal um die unsichtbaren Helden unter den Photovoltaikanlagen: die Unterkonstruktionen. 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